Pilze – die wahren Alleskönner?

Bald sprießen sie wieder und strecken ihre Köpfe empor. Und an vielen Orten streifen Menschen mit Körben umher auf der Suche nach essbaren Exemplaren. Doch Pilze sind weit mehr als ein Gaumenschmaus. Dass diese Lebewesen so viele verschiedene Erscheinungsformen zeigen, war schon den Menschen im Mittelalter unheimlich. Sogenannte Hexenringe - eine kreisförmige Ausbreitung von Pilzen - machten den Menschen besonders viel Angst. Man glaubte, dass sich hier in der Walpurgisnacht die Hexen zum Tanz versammelten und hielt sie für ein Werk des Teufels. Daher vermied man es auch, einen Fuß in den Ring zu setzen, um sich nicht dem Zauber der bösen Geister auszuliefern. Auch eine Kuh sollte nicht an einem derartigen Ort weiden, denn sie würde bestimmt keine gute Milch geben.

Obwohl von den ca. 140.000 bekannten Pilzarten etwa 200 beim Menschen verschiedene Krankheiten verursachen können, ist der Nutzen der Pilze unbestritten:

Pilze als Medizin

In der Medizin haben Pilze eine große Bedeutung als Produzenten von Medikamenten wie z.B. Antibiotika, Statinen (Cholesterinsenker) und Cyclosporin (Immunsuppressivum) oder bei der Herstellung von Hepatitis-B-Impfstoffen. Dazu wird das Gen für das Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAg) in gewöhnliche Bäckerhefe eingefügt, die dann HBsAg produziert.

Krankmachende Pilze

Klinische Bedeutung kommt den Pilzen als Auslöser von Allergien, Vergiftungen und Infektionen zu.

Bei einer Schimmelpilzallergie reagiert das Immunsystem auf die unsichtbaren Schimmelsporen oder auch auf Bruchstücke von Schimmelpilzen. Sowohl über die Atemwege als auch über die Nahrung können sie in den Körper gelangen. Besonders in den Sommer- und Herbstmonaten schwirren viele Schimmelpilzsporen durch die Luft. Eine Schimmelpilzallergie macht sich vor allem durch Niesanfälle, Schnupfen, Husten, Nesselfieber oder allergisches Asthma bemerkbar. Beim Verzehr von Lebensmitteln, die schädliche Schimmelsporen enthalten, können darüber hinaus Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Wie bei den meisten Allergien ist die wichtigste Maßnahme, den Auslöser zu meiden. Dies ist jedoch bei einer Schimmelpilzallergie sehr schwierig. 

In der Natur kommen Schimmelpilze überall vor, besonders aber im Boden und dort, wo organische Abfälle liegen. Hier leisten die Pilze wertvolle Arbeit, denn sie zersetzen und recyceln organische Materialien. In Wohnräumen kommt es vielfach aufgrund von Baumängeln oder schlecht belüfteten Räumen zu Schimmelbefall. Typische Schimmelpilzschäden entstehen etwa durch Feuchtigkeit hinter Tapeten, Holzverschalungen und Kachelwänden. Schimmelpilzkolonien können sich auch in unzureichend gereinigten Kühlschränken, Abfallbehältern, Blumentöpfen, Luftbefeuchtern, Weinkellern oder Gewächshäusern sowie Biotonnen ansiedeln. Von dort gelangen Schimmelsporen in die Raumluft.

Pilzgifte und Mykotoxine

Pilzgifte sind giftige Stoffwechselbestandteile von Großpilzen, die in so hohen Konzentrationen vorkommen, dass bei ihrem Verzehr Vergiftungserscheinungen bei Menschen oder Tieren auftreten (Pilzvergiftung). In der nördlichen Hemisphäre kommen etwa 200 Arten von Giftpilzen vor, von denen ca. 40 Arten gefährlich und ca. 10 Arten tödlich sind. Bekannt sind einige Hutpilze wie der Fliegenpilz (Amanita muscaria) oder der Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), die nach einer Latenzzeit von 8- 22 Stunden akute Vergiftungserscheinungen wie Erbrechen und Durchfall hervorrufen. Nach einigen Tagen können auch Organschäden an Leber, Niere oder Herz auftreten. Leider gibt es nicht gegen jedes dieser Gifte ein Antidot (Gegengift).

Mykotoxine ist der Sammelbegriff für verschiedene Gifte, die von unterschiedlichen Schimmelpilzarten produziert werden. Bislang wurden über 250 Schimmelpilzarten entdeckt, welche insgesamt über 300 verschiedene Mykotoxine produzieren. Die für Menschen bedeutsamen Mykotoxine sind Aflatoxine, Patulin, Ochratoxine und Trichothecene. Je nach Mykotoxingruppe gibt es unterschiedliche Lebensmittel, die als potenzielle Gefahrenquelle identifiziert werden können. Allgemein werden Mykotoxine in Getreide und Getreideprodukten inkl. Mais, in Nüssen, vor allem Pistazien, sowie in Obst bzw. Trockenobst nachgewiesen.

Der typische modrige Geruch, der von verschimmelten Gegenständen aber auch von feuchter Erde ausgeht, wird durch flüchtige, organische Stoffwechselprodukte wie z.B. Geosmin, das gesundheitlich unbedenklich ist, ausgelöst.

Pilze als Krankheitserreger

Die für Pilzinfektionen (Mykosen) verantwortlichen Pilze werden nach dem DHS-System in Dermatophyten (Fadenpilze), Hefepilze (Sprosspilze) und Schimmelpilze eingeteilt. 

Dermatophyten sind spezialisiert auf das Wachstum in Haut, Haaren und Nägeln, da sie über Keratinasen (Enzyme) verfügen, die das Keratin auflösen. Sie zeichnen sich durch langsames Wachstum bei Temperaturen um 250 Grad Celsius aus und werden nicht über den Blutweg im Körper weiterverbreitet. Außerdem besitzen sie kein allergenes Potenzial und produzieren auch keine Mykotoxine.

Hefepilze sind Auslöser von Haut- und Nagelmykosen sowie Schleimhautmykosen. Bei einer Verbreitung über den Blutweg können bei abwehrgeschwächten Menschen systemische Mykosen wie Pneumonie, Arthritis oder Meningitis entstehen. Hefen sind meist fakultativ pathogen d.h. es muss eine besondere Empfänglichkeit des Patienten für diese Erreger vorliegen. Dazu gehören eine Veränderung der bakteriellen Normalflora, Stoffwechselerkrankungen oder hormonelle Veränderungen.

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Bei den Schimmelpilzen, die selten Auslöser von Haut- und Nagelmykosen sind, nimmt Scopulariopsis brevicaulis eine Sonderstellung ein. Er besitzt Keratinasen und kann deshalb auch Nagelmykosen verursachen. Dieser auch als „Arsenpilz“ bezeichnete Pilz kann auf arsenhaltigen Substraten wachsen (z.B. alte Tapeten, die mit dem arsenhaltigen Schweinfurter Grün gefärbt sind) und arsenhaltige Gase emittieren. Prominentestes Opfer einer solchen Arsenvergiftung dürfte Napoleon gewesen sein. Die Räume seines Exils in St. Helena waren grün gestrichen. Eine vor einigen Jahren erfolgte Analyse seines Leichnams ergab große Mengen Arsen in seinen Haaren und Fingernägeln.

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