Ehrenamtliches Engagement – Fußpflege für Obdachlose

Obdachlose Menschen sind meist gezwungen, lange Stunden auf den Straßen zu verbringen – und das bei Wind und Wetter. Nur selten haben sie Zugang zu angemessener Körperhygiene, geschweige denn einer Fußpflege. Strümpfe und Schuhe werden häufig auch über Nacht getragen, um die Füße warm zu halten und Diebstahl zu verhindern. Das kann zu einer Vielzahl von Fußproblemen führen, wie zum Beispiel Schwielen, Blasen, Pilzinfektionen und auch offenen Wunden. Die Fußpflege bei Obdachlosen ist eine wichtige und oft vernachlässigte Gesundheitsversorgung.

Der Verein Grevenbroich packt an e.V. unterstützt obdachlose Menschen seit seiner Gründung im Jahr 2015 durch die kostenlose Abgabe von Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Kleidung. Neu hinzugekommen ist ein Angebot für eine kostenfreie Fußpflege. Möglich wird das durch das ehrenamtliche Engagement der Fachfußpflegerin Simone Schillings.

Liebe Frau Schillings, bitte stellen Sie sich kurz vor. Wie kamen Sie zur Fußpflege?

Ich arbeite seit über 30 Jahren im medizinischen Bereich als Fachangestellte in der Dialyse, inzwischen nur noch in Teilzeit. Im letzten Jahr habe ich eine Ausbildung zur Fachfußpflegerin absolviert. Fußpflege als Dienstleistung biete ich momentan nur mobil, also als Heimservice, an. Für mich ist es quasi mein „Plan B“. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege werden immer schwieriger, deshalb möchte ich mir langfristig eine Existenz als Fußpflegerin aufbauen.

Seit kurzem sind Sie ehrenamtlich beim Verein Grevenbroich packt an e.V. aktiv. Wie kam es dazu?

Der Verein existiert seit 2015. Schon damals habe ich ab und zu ausgeholfen, meist beim Transport von Lebensmitteln oder Möbeln, zum Beispiel wenn jemand eine Wohnung bekommen hat. Mit Jana Adam, einer der Vereinsgründerinnen, bin ich gut befreundet. Da Jana wusste, dass ich auch Fußpflegerin bin, hat sie mit mir Kontakt aufgenommen: Es gab einen Neuzugang mit Fußproblemen. Ich habe gerne geholfen und mir die Füße angeschaut, nach einem Fußbad auch behandelt. Der Mann war sehr glücklich, dass ich ihm helfen konnte. Für mich gab dieses Erlebnis den Ausschlag regelmäßig, kostenfrei und ehrenamtlich Fußpflegebehandlungen anzubieten.

Welche Aktivitäten gibt es beim Verein Grevenbroich packt an e.V und wie finanziert er sich?

Der Verein finanziert sich aus Spendengeldern von verschiedenen Unternehmen oder Einzelpersonen aus Grevenbroich und Umgebung. Einmal im Monat wird eine warme Mahlzeit verteilt und unsere Schützlinge können Wünsche abgeben, was sie brauchen, vor allem an Kleidung. Einige Nahrungsmittel können auch mitgenommen werden. In der Regel bin ich dann auch vor Ort und biete die Fußpflege an.

Wie muss man sich den Ablauf einer Fußpflege vorstellen?

Für den monatlichen Fußpflege-Termin können sich Interessent:innen schon vorher anmelden. Manche sind ein wenig schüchtern oder schämen sich. Da muss man einfühlsam vorgehen und ihnen die Bedenken einfach nehmen. Ich schaue mir die Füße in Ruhe an, mache ein Fußbad und danach behandle ich. Das bedeutet in der Regel: Nägel kürzen und Hornhaut abtragen.

Was sind die häufigsten Fußprobleme, die Sie vorfinden?

Sehr oft sehe ich Anzeichen für Haut- oder Nagelpilz. Ich weise unseren Schützling dann darauf hin und rate dazu, einen Arzt aufzusuchen, um das abklären zu lassen. Nur ein Abstrich kann Klarheit über den Befund geben. Nahezu immer sind die Hauptprobleme sehr lange Nägel und starke Hornhautbildung. Auch sehr trockene Fußhaut, die oft zu schmerzhaften Rissen in der Haut führt, zählt dazu.

Was macht Ihnen an der ehrenamtlichen Tätigkeit am meisten Freude?

Ganz allgemein macht mir die Arbeit mit Menschen großen Spaß. Es ist einfach schön, diesen Menschen etwas zu geben, ihnen zu helfen. Was ich zurückbekomme, sind Dankbarkeit und das Strahlen in den Augen meiner Schützlinge. Das bedeutet mir sehr viel! Die obdachlosen Menschen sind sehr dankbar, denn sie selbst könnten sich nie eine professionelle Fußpflege leisten.

Sind es immer die gleichen Personen, die zu Ihnen kommen?

Nein, es sind sehr unterschiedliche Menschen. Der Verein betreut ungefähr 150 Schützlinge aus Grevenbroich und Umgebung. Es kommt auch vor, dass Schützlinge, mit denen ich einen zweiten Termin vereinbart hatte, einfach nicht auftauchen. Das ist immer ein wenig unsicher. Oft spielt auch die eigene Geschichte eine Rolle, da hört man sehr viel Trauriges.

Wie kann man vorgehen, wenn man selbst als Fußpfleger:in oder Podolog:in eine ehrenamtliche Tätigkeit anstrebt?

Einfach mit einem Verein im Nahbereich Kontakt aufnehmen, neue Helfer:innen sind immer willkommen. Genauso, wie Friseure ihre unentgeltliche Hilfe für obdachlose Menschen anbieten, kann das für die Fußpflege auch funktionieren. Ich bin durch Zufall dazu gekommen und war direkt begeistert. Die Arbeit im Verein ist eine schöne Möglichkeit anderen zu helfen, die nicht so viel Glück hatten in ihrem Leben – und das Strahlen und die Dankbarkeit, die man zurückbekommt, sind der schönste Lohn für mich.

Letzte Frage: Wie kam eigentlich der Kontakt zu RUCK zustande?

Ich hatte eine Anfrage an verschiedene Anbieter für Fußpflegeprodukte gestellt und die HELLMUT RUCK GmbH war tatsächlich das einzige Unternehmen, das sich bei mir zurückgemeldet hat. Ein großer Pluspunkt! Der Kontakt war von Anfang an sehr herzlich. Ich habe ein Paket mit verschiedenen Fußpflegeprodukten und allem, was man für eine Behandlung so braucht, als Unterstützung erhalten. Dafür bin ich sehr dankbar, denn die Materialien für die ehrenamtliche Fußpflege bezahle ich ja alle aus eigener Tasche. Toll, dass RUCK mich dabei unterstützt!

Falls Sie jetzt Lust bekommen haben, selbst ehrenamtlich tätig zu werden – die örtlichen Hilfseinrichtungen freuen sich über jeden neuen Helfer. Vor allem kirchliche Organisationen, wie Diakonie oder Caritas, aber auch viele Vereine sind in der Obdachlosenhilfe aktiv. Neben dem sozialen Gedanken ist das auch eine gute Möglichkeit, die Notwendigkeit einer fachgerechten Fußpflege öffentlich zu machen.

Mehr Informationen zum Verein Grevenbroich packt an e.V. finden Sie hier: