And the winner is… Podologin Ilaria Ambrosi

Auf der BEAUTY 2024 in Düsseldorf wurde der FUSS AWARD in drei Kategorien verliehen, um herausragende Leistungen in der Podologie zu würdigen und das Berufsbild zu stärken. Die Auszeichnung soll auch in Zukunft Talente und Innovationen in der Branche sichtbar machen. Nach der erfolgreichen Premiere pausiert der Award im Jahr 2025, um das Konzept weiterzuentwickeln und zu optimieren. Die Initiatoren – darunter auch die HELLMUT RUCK GmbH – sind davon überzeugt, dass der FUSS AWARD 2026 erneut ein wichtiges Zeichen setzen kann.
In der Kategorie „Nachwuchstalente“ ging die Auszeichnung an die Podologin Ilaria Ambrosi.
Die Absolventin der Podologieschule maxQ. in Heppenheim überzeugte mit ihrer Arbeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit in der Fußversorgung. Ihr Modell stellt die Podologie in den Mittelpunkt eines Netzwerks verschiedener medizinischer Fachrichtungen. Zentrale Elemente sind dabei der Therapiebericht und der Case Report, die eine gezielte Informationsweitergabe und fundierte Patientenbetreuung ermöglichen.
Wir haben mit der Preisträgerin über ihren Werdegang, ihre Motivation und ihre Zukunftspläne gesprochen:

Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des FUSS AWARD 2024 in der Kategorie „Nachwuchskräfte"! Haben Sie damit gerechnet?
Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet. Ich hatte nichts zu verlieren, denn die von mir eingereichte Arbeit habe ich im Rahmen meiner Ausbildung an der Podologieschule maxQ. erstellt. Ich musste sie lediglich an die Anforderungen einer Bewerbung für den FUSS AWARD anpassen. Dass sie am Ende ausgezeichnet wurde, freut mich umso mehr!
Sie haben Ihre Ausbildung an der maxQ.-Berufsfachschule in Heppenheim absolviert. Wie haben Sie den Weg zur Podologie gefunden?
Vor meiner podologischen Ausbildung war ich 15 Jahre lang im Bereich Online-Marketing, PR und Kommunikation tätig. Dann kam die Corona-Pandemie und meine Arbeit wurde zunehmend einseitig. Den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen, ohne direkten Kontakt zu Menschen – das entsprach einfach nicht meiner Vorstellung.
Ich machte mir Gedanken über eine berufliche Neuorientierung und stieß dabei auf die Podologie. Das weckte Erinnerungen an ein persönliches Erlebnis, das mich tief berührt hat: Meine Großmutter war Diabetikerin und erlitt das Schlimmste, was passieren kann – eine falsche Behandlung führte dazu, dass sie ein Bein verlor und auf den Rollstuhl angewiesen war. Ich fragte mich, ob diese Amputation nicht vermeidbar gewesen wäre. Das brachte mich dazu, mich intensiver mit dem Berufsbild zu beschäftigen und schließlich die Ausbildung zur Podologin zu beginnen.
Haben Sie dann deutschlandweit nach einer Schule für die Podologieausbildung gesucht?
Nein, denn die örtliche Nähe der Ausbildungsstätte spielte für mich eine wichtige Rolle. Ursprünglich befand sich die Podologieschule maxQ. in Frankfurt, meinem Wohnort. Daher war es naheliegend, dort meine Ausbildung zu starten. Als die Schule nach Heppenheim umzog, wurde es für mich schwieriger, Ausbildung und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Trotzdem habe ich es durchgezogen und mit der dreijährigen Teilzeitausbildung als Blockmodell weitergemacht. Und es hat sich gelohnt: Die Prüfungen sind geschafft!
Wie wurde an Ihrer Schule das praktische Arbeiten vermittelt?
In jedem Unterrichtsblock waren ein oder zwei Tage Praxis integriert. Den praktischen Teil, den alle Schüler außerhalb der Schule absolvieren müssen, habe ich in einer podologischen Praxis in Frankfurt durchgeführt. Die Schule unterstützt ihre Schüler aktiv bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsbetrieb und stellt eine Adressliste zur Verfügung. Zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb wird dann ein Kooperationsvertrag geschlossen – das gilt auch, wenn man sich selbst die Praxis aussucht. Wichtig ist, dass ein geprüfter Praxisanleiter vor Ort ist, der die Ausbildung begleitet.
In der Ausarbeitung für Ihre Bewerbung zum FUSS AWARD nutzen Sie auch wissenschaftliche Methoden, wie zum Beispiel einen Case Report. War diese Arbeitsweise Teil Ihrer Podologieausbildung?
Ja, das Erstellen von Case Reports war ein fester Bestandteil in der Ausbildung. Dabei ging es darum, Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg zu betreuen und die Entwicklung genau zu dokumentieren. Dazu gehört auch das Erstellen eines individuellen Therapieplans. Die Dokumentation beinhaltet den gesamten Behandlungsverlauf von der Anamnese über die durchgeführten Maßnahmen bis hin zur Schlussbesprechung. Neben der schriftlichen Dokumentation kann vor allem Bildmaterial dabei helfen den Behandlungsverlauf bestmöglich nachzuvollziehen.
Wichtig ist für Sie vor allem die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen. Wo sehen Sie die Vorteile und was bedeutet dieser ganzheitliche Ansatz?
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit spielt aus meiner Sicht eine zentrale Rolle für den Behandlungserfolg. Als Podologin kann ich, wenn ich auf die Füße schaue, viele Hinweise auf den allgemeinen Gesundheitszustand eines Patienten erkennen. Diese Beobachtungen werden im Therapiebericht festgehalten. So kann ich wichtige Informationen dokumentieren und gezielt andere medizinische Fachrichtungen mit einbeziehen.
Ebenso wichtig ist die Aufklärung über Präventionsmaßnahmen. Deshalb berate ich meine Patienten individuell und empfehle ihnen je nach Bedarf orthopädische Einlagen, maßangefertigte Schuhe oder eine professionelle Ganganalyse. Auch ein Termin beim Physiotherapeuten oder bei Fachärzten wie Orthopäde, Neurologe und Dermatologe kann angezeigt sein. Der Therapiebericht stellt dann eine gute Basis für den jeweiligen Experten oder Facharzt dar.
Wie beurteilen Sie die Position der Podologie im medizinischen Umfeld?
Die Podologie ist weit mehr als nur „Nägel schneiden“ und „Hornhaut abtragen“. Als Podologin nehme ich meinen Patienten immer ganzheitlich wahr: Kann er sich selbst versorgen? Wie pflegt er seine Füße? Nimmt er regelmäßig Medikamente ein? Wie sieht es mit ärztlichen Kontrollterminen aus? Diese Informationen fließen auch in meine Case Reports ein. Als Schnittstelle zwischen verschiedenen Fachdisziplinen kann die Podologie so maßgeblich dazu beitragen, Patienten gezielt und frühzeitig an die richtigen Spezialisten weiterzuleiten.
Haben Sie bereits Pläne für Ihre berufliche Zukunft? Werden Sie als angestellte Podologin arbeiten oder eine eigene Praxis eröffnen?
Aktuell gehen meine Pläne eher in Richtung Angestelltenverhältnis, da mir eine praxisnahe Weiterbildung besonders wichtig ist. Mein Blick geht dabei über die Grenzen Deutschlands hinaus – ich kann mir gut vorstellen, auch international Erfahrungen zu sammeln. Die Ausbildung zur Heilpraktikerin ist eine weitere Option, die mich reizt. Ich bleibe offen für neue Wege und bin gespannt, wohin mich meine berufliche Reise führt.
Wie informieren Sie sich über Neuentwicklungen in der Podologie und angrenzenden Fachgebieten?
Der persönliche Austausch von Mensch zu Mensch ist für mich essenziell – ich spreche gerne mit erfahrenen Podologen, um von ihrem Wissen und ihren Erfahrungen zu profitieren. Auch ein Austausch beim „Schul-Stammtisch“ finde ich spannend. Hier werden die täglichen Herausforderungen besprochen und praxisnahe Einblicke geteilt. Natürlich informiere ich mich auch online über Fachblogs, Social Media und andere Plattformen. Mir ist es sehr wichtig, aktiv zu bleiben und mich stetig weiterzubilden.
Mitglied in einem Berufsverband bin ich noch nicht, aber ich lese regelmäßig das Fachmagazin DER FUSS. Dort durfte ich auch bereits ein oder zwei Fachartikel veröffentlichen.
Wie könnte nach Ihrer Meinung das Interesse von Berufsanfängern für die Podologie verbessert werden?
Um mehr Nachwuchs für die Podologie zu gewinnen, sollte der Fokus nicht nur auf Quereinsteigern aus dem Klinik- oder Pflegebereich liegen. Vielmehr sollte man gezielt Schulabgänger ansprechen, die oft noch unentschlossen sind, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten. Besonders über Social Media lassen sich junge Menschen gut erreichen. Viele wissen gar nicht, dass es sich bei der Podologie um einen medizinisch therapeutischen Beruf handelt, der weit über die kosmetische Fußpflege hinausgeht. Podologen arbeiten interdisziplinär, erkennen Krankheitsbilder und leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge. Ein vielseitiger Beruf, der hervorragende Zukunftsperspektiven für Karriere und Sicherheit bietet.
Welche persönlichen Eigenschaften sollten Interessenten für die Podologie mitbringen?
Wer sich für die Podologie interessiert, sollte generell ein Bewusstsein für Gesundheit mitbringen. Während Themen wie Sport und Ernährung weit verbreitet sind, werden die Füße oft vernachlässigt. Dabei spielen sie eine zentrale Rolle für unser Wohlbefinden. Laufen auf Sand, Waldboden oder Schnee – all das beeinflusst nicht nur unsere Füße, sondern den gesamten Körper.
Neben fachlichem Interesse sind auch persönliche Eigenschaften wie Geduld, Respekt und Anpassungsfähigkeit wichtig. Und natürlich sollte man eine gewisse Faszination für gesunde Füße mitbringen.
